Franz der Schiffskoch

Die Reisen

Wir fuhren im Charter und bekamen die Anweisungen direkt von der Reederei perFunk übermittelt. Oft wussten wir nicht, wo die nächste Reise hinführte. Manchmal fuhren wir einfach aus um die teuren Hafengebühren zu sparen. Nun, vorerst waren wir zufrieden, dass die Post ankam, die Verprofiantierung geklappt und die Stores wieder gefüllt waren mit Zigaretten, Getränke und sonstigen Bedarfsartikeln. Natürlich kommt noch vieles mehr für Maschine und Nautik an Bord. Ebenfalls muss von Zeit zu Zeit gebunkert werden (Treibstoff für Schiff und Hilfsdiesel sowie event. Trinkwasser.)

Es war ein spannendes Warten, bis wir erfuhren, wohin die Reise ging. Am liebsten hörten wir natürlich Destinationen wie; Südamerika, Ostasien oder auch das südliche Afrika. Die grossen Seen waren ein Erlebnis für sich! Wir hatten das grosse wie seltene Glück, in die grossen Seen von Nordamerika fahren zu dürfen im Weizentransport.

Im Hafen.

Im Hafen.

Da gehts vorbei an den ersten Inseln am ostrand des Atlantiks. Schon die Einfahrt in den St. Lorenzstrom ist beeindruckend; links und rechts fährt man an unbewohnten, natürlichen Inseln und Inselchen vorbei. Und da hatte unser Bäcker den tollen Einfall für eine seiner vielen Spezialitäten: Bauernschinken „alla Belle Islands“ (schöne Inseln.) Er umgab ein schöner, grosser gekochter Schinken mit Brotteig und buck in im Ofen bis er ganz schön und rundum knusperig und krustig war. Ein allseits beliebtes Festessen. Denn der Brotteig sog sich mit dem Saft des Schinkens voll und war daher ein ganz besonderer Leckerbissen. Die eigentlich Flussfahrt begint bei Quebec. Wie eine Burg tront die Stadt oben am der linken Hangseite des St. Lorenzstromes. Übrigens: Die Kanalstrecke ist für Ozeanschiffe erst seit 1958 schiffbar. Und: Die Fläche der fünf Seen zusammen beträgt 205’000 Quadratkilometer.

Bald fährt man dann durch liebliche bewaldete Gegenden die sich mit Wiesen und Sümpfen abwechselten. Dörfer säumten malerisch den breiten Strom. Dann kommt die erste Schleuse, die das Schiff auf die nächst höhere Ebene bringt. Dann geht dir Reise durch Kanäle die sich immer wieder durch Schleusen unterbrachen. Im ganzen sind es wohl an die vierzehn Schleusen auf der ganzen Strecke. Eine

Schleuse hatte sogar mehrere Stufen, eine nach der andern wie eine Treppe. Da hatten wir dann die gute und einmalige Gelegenheit, die Niagara Fälle zu besuchen die zwischen dem Ontario- und Eriesee in der Nähe von Buffalo liegt. Natürlich mussten wir uns ein Auto organisieren was aber weder in Kanada noch den USA ein Problem ist. Da bleibt einem nicht nur der Atem weg ab der Grösse dieses imposanten Wasserfalls sondern auch ab dem Wasserstaub der durch die klare Luft wirbelt. Die Amerikaner und Kanadier teilen sich dieses Naturwunder.

Dann gehts weiter hinauf, es folgen der Ontariosee, der Erisee der Huronsee und zu oberst dann der Lake Superior. Hier oben, in Duluth wird der Manitoba Weizen geladen der per Bahn bis an den Hafen gefahren wird von wo das Getreide dann in die ganze Welt verschifft wird. Ein Teil luden wir hier und ein anderer Teil in Superior. Um von einem Ort zum andern zu gelangen, brauchten wir nur eine kleine Brücke zu passieren. Dann waren wir nicht nur in einer anderen Stadt (Superior) sondern auch in einem andern Country (Minnesota/Wiscosin) Und das schöne daran war: War auf der einen Seite Polizeistunde und die Bar’s schon geschlossen, brauchten wir nur über eine kleine Brücke zu gehen und konnten eine Stunde weiter trinken, weil die eine Stunde länger offen hielten, (Zeitdifferenz eine Stunde.)

Wir konnten jedoch nur zwei drittel des Schiffes beladen, denn bei Detroit war so etwas wie ein Schwelle im Fluss. Jedes Mal, wenn wir darüber fuhren, sass das Schiff achtern auf. Es gab einen kräftigen Rumps und ein knirschen, dann ging die Faht weiter. In Montreal luden wir dann den Rest. Das ging jeweils nur immer viel zu schnell. So bekamen wir auch nur wenig von dieser schönen und interessanten Stadt zu sehen. Einige von uns wollten sich ein Tatao als Erinnerung an Kanada auf die Haut machen lassen, doch der einzige uns bekannte Künstler hatte an diesem Tag sein Atelier geschlossen.

Zurück ging es dann meistens nach Rotterdam, wo die Fracht in Rheinschiffe umgeladen wurde. Sah richtig lustig aus; wir hoch oben auf unserem Riesen und die sehr klein erscheinenden Rheinschiffe unten auf dem Wasser wie putzige Spielzeuge. Die Rheinschiffer ärgerten sich, wenn wir ihnen Süsswassermatrosen zuriefen. Verprügeln konnten sie uns desswegen aber nicht, denn wie wollten sie auch zu uns hochklettern?

Da wir öfters nach Rotterdam kamen, kannten wir mit der Zeit diese moderne Stadt ganz ordentlich.

Gerne berichte ich wieder von einer meiner weiteren Reisen. Bis dann also und danke Dir für die Zeit, die Du für’s lesen meiner Geschichte gebraucht hast.

Das Copyright für diesen Text liegt bei Franz Manser. Eine Veröffentlichung außerhalb von Meereswellen.de ist strengstens untersagt, bzw. ist nur mit Genehmigung vom Autor gestattet. Die Bilder entnahm der Author von Swiss-Ships.ch.

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