Franz der Schiffskoch

Der Bäcker/Konditor hingegen liebte das Schmuggeln, wenn wir den „richtigen“ Hafen anliefen! und das machte er so: Er verpackte ganze Stangen Zigaretten (1 Stange = 10 Schachteln à 20 Stück) in ein ausgehöhltes Brot oder er backte es sogar direkt mit.

Das funktionierte natürlich auch mit Whisky, Cognac oder Parfüms, natürlich ohne mitbacken. Beim Schmuggel ist der Fantasie kleine Grenzen gesetzt! Gefährlich wurde es allerdings nur in sehr streng kontrollierten Häfen. Zur damaligen Zeit war Rauschgift noch kein uns bekanntes Problem und so wurden die Schiffe auch nicht so rigoros wie heute durchsucht. Doch so mancher verlor die Nerven, wenn die Zollbeamten zu suchen anfingen! So hatte einer von den Motormännern brasilianische Zigarren in einem leeren Centertank versteckt. In seiner Panik flutete er denselben und sein ganzes so gewinnträchtiges Schmuggelgut ging verloren. Im nachhinein musste er dann noch mühsam die aufgelösten Cigarren aus dem Tank waschen.

Ich machte meine „Geschäfte“ zusammen mit dem Chiefsteward. Das war mir als Anfänger sicherer als auf eigene Faust. Fuhren wir in die USA, wurde vor allem Emmentaler im grossen Stil geladen und dann zuerst an die Hafenbehörden ver-höckert. Das rentable Geschäft fing erst mit den Hafenarbeitern und event. Passanten an. Das ging ganz gefahrlos, zuerst die Autority und dann das Fussvolk. Die Gewinnmarche war recht gut und besserte unsere eher magere Heuer etwas auf.

Freizeit

Da ja immer jemand zu jeder Zeit auf Wache war, waren wir nie alle zusammen. Meistens hielten wir uns in der Mannschaftsmesse auf. Manchmal auch in kleinen Gruppen in den Kabinen. Fernsehen, Radio oder Spielkästen wie sie heute wohl überall anzutreffen sind, hatten wir damals in den frühen sechziger Jahren noch nicht. Wir bekamen in Duluth von einem gutmeinenden Mann ein ganz neues Fernsehgerät, doch das lief nur gerade an der amerikanischen Küste und sonst nirgendwo anders auf der Wet. Wohl gab es eine kleine Bücherei aber die hatte ich bald einmal in allen Sprachen ausgelesen. Zum Glück kamen die kleinen, mit Batterie betriebenen Transistor Radios auf. Doch Empfang gab es nur in der Küstennähe. Einer von der Besatzung besass ein Gramophon aber das war etwas kompliziert auf See. Doch im Hafen lief der recht fleissig, meistens mit Schallplatten die an Ort gekauft wurden. Wollten wir doch einmal auf hoher See Musik hören, dann wurde das Gerät mit einer Konstruktion aus Spiralfedern an der Decke aufgehängt und so konnte leidlich Musik abgespielt werden. Der Tonarm schwang allerdings von Zeit zu Zeit von der Disk ab.

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