Franz der Schiffskoch

Ich musste meinen Reisepass abgeben und mich als von der Reederei gesannter Koch ausweisen. Dafür bekam ich das Seemannsbuch. Darin sind Funktion an Bord, Reise, der Name des Kapitäns sowie des Schiffes und die Aufenthaltsdauer an Bord vermerkt.

Einige Begrüssungsworte einige Instruktionen und damit war die Begrüssung auch schon beendet.

Die Küche sah modern und gut eingerichtet aus. Schade nur; mein Vorgänger war bereits weg und somit musste ich durch den Chefsteward einführen lassen. Der war ein etwas komischer Bursche – ein Tessiner aus der Gegend von Lugano. Doch er sprach nur und ausschlisslich französich auch mit dem Messboy der zwar Italiener war aber auch dieselbe Sprache redetete, also italienisch. Gestenreich und unaufhaltsam redend zeigte er mir die Einrichtungen, Kühl- und Lagerräume, die Pantry, ja sogar die bordeigene Waschküche die ausser wenn er die Bordwäsche wusch, also seinen offiziellen Waschtag hatte, jederman zugänglich war.

Wir hatten auf diesem Schiff ein echtes Schweizerführungs-quartett; Der Kapitän,. (Walliser französicher Teil) der erste Maschinenoffizier (Schweizer), der Funker, (Berner) – er sprach noch den sehr gemütlichen, breiten und langsamen Bärnerdialekt, und eben der Chefsteward (Tessiner, und ich als erster Koch.(ebenfalls Schweier). Unser Bäcker und Kondiotor, (Welschschweizer und auch der angenehmste hier in der Küche.) Seine Arbeitskleider fertigte er mit den leeren Mehlsäcken an. Die kamen damals noch wirklich mit gutem Stoff gefertigt angeliefert. Der zweite Steward, (Lausanne) der Offiziersmesse und deren Kabinen besorgte und damit voll mit Arbeit ausgelastet war, der dritte Steward,(Italiener mitSchweizerpass) also unser Messboy machte vor allem Reinigungsarbeiten und half noch etwas in der Küche mit. Alle haben eben erst auf diesem Schiff angemustert und waren somit neu, wie ich – und unerfahren.

Na, dann konnte es mal losgehen!

An Bord.

An Bord.

Schon beim Auslaufen ging es los – meine Boy’s waren ganz offensichtlich Seekrank geworden. Und die Küche hatte nur eine einzige Tür (Schott) die nach aussen führte! Oh, welch ein gedränge, denn mehr als einer ging da nicht durch das enge Loch. Alle drei füttern die Fische gut und reichlich Der zweite, der dritte Steward, der Bäcker,sie alle hatten es höchst eilig, auf’s Deck raus zu kommen! Und der Chiefsteward konnte sich ein gemeines lächeln nicht verkneifen. Und ganz offensichtlich wartete er nur darauf, dass auch ich Fische füttern ging! Aber doch nicht ich! Diese Freude wollte und konnte ich ihm nicht machen. Tatsächlich bin ich niemals Seekrank geworden worauf ich auch recht stolz war. Ein vielleicht nützlicher Tipp; beim bemerken eines mulmigen Gefühls in der Magengegend, trank ich einen Whyski. Das hat immer sehr gut und nachhaltig geholfen!

Wir hatten eine „Selfservice Messe“ die Essensausgabe erfolgte direkt von der Küche aus für die Mannschaft. Für die Offiziersmesse musste der zweite Steward das Essen aus der Küche holen. Das war beiruhiger See kein Problem, wohl aber wenn das Schiff in’s tanzen, stampfen und rollen geriet! Wie oft habe ich den armen Kollege bedauert der auf diesem sehr bewegten und unsicheren Boden seine Offiziere servieren musste. Aber oben in dem Kapitänssalon war es noch viel schlimmer. Da musste nämlich der Chiefsteward höchst himself den Alten und den Chiefingener. sowie den Funker, der war ein dicker Freund vom Käpten und „durfte“ mit ihnen essen. Die drei, also der erste Steward, der Funker und der Herr Kapitän assen immer zusammen. Und oftmals durfte ich die Wünsche dees Kaptäns selber oben im schönen und gemütlichen Salon abholen. Dafürbedkam ich dann ein Biervon ihm geschenkt.

Da wir auch meistens acht zahlende Passagiere auf der Nordatlantikroute mitführten, gab es für die Küche ein Bonus. Und da diese Passagiere(das sollten persönliche Schützlinge des Schiffseigners sein und gehörten einer reliogiösen Gemeinschaft an) oft schon im Hafen Seekrank wurden, war das für die Küchenabrechnug eine höchst rentable Sache, denn es gab Gutschriften. Dafür konnte die Mannschaft dann einige Extras bekommen. Und das waren bei dem eher tiefen Tages-satz eine willkommene Gelegenheit! Also, um es gleich vorweg zunehmen – fast auf der ganzen Reise die normalerweise 10 Tage dauerte, hielten sich diese Gäste in ihren Kabinen auf.

Selten, dass ich eines von diesen angeblichen Sektenmitglieder je zu Gesicht bekam.

Das Schiff war speziell für die grossen Seen in Nordamerika konstruiert worden damit es in die Kanäle und Schleusen passte. Und dementsprechend rollte und schlingerte dieser Kahn auch! Bei ruhigster See noch legte sich diese Badewanne bis zu 45 ° zur Seite.

Ich in jungen Jahren.

Ich in jungen Jahren.

Oft wurden wir von entgegenkommenden Schiffen angefragt, ob wir Probleme hätten. Nein, das Schiff sicher nicht! Dafür aber ich in der Küche! Immer rutschte alles hin und her. Alles musste festgeklemmt und fixiert werden. Nichts durfte herumstehen oder liegen sonst flog es auf den Boden und dann verschwand es unter irgend einem Tisch oder Schrank. Einmal suchten wir gemeinsam inkl. der Messboy eine halbe Stunde lange mein Brotmesser. Erfolglos. Na,so ein grosses Messer kann doch nicht einfach so verschwinden! Mir kam der fürchterliche Verdacht, könnte es nicht………..? Also suchte ich im Abfall nach – leerten den Kübel auf den Boden – mit Erfolg; mein schönes, grosses Brotmesser kam zweiteilig zum Vorschein. Schnell klärte sich dieser Umstand auf: Der liebe Messboy trampte auf das vom Tisch heruntergefallene Messer, es zerbrach unter seinen Zoccoli (Holzschuhen), zerbrach und weil derarme Bursche Angst hatte, mir dies zu gestehen, lies er es vermeintlich elegant im Abfall und etwas versteckt, versch-winden.

Aber wer wollte ihm schon böse sein? Der hellste war er ja nicht gerade. Mit dem Chiefsteward kam er, obwohl auch Itlienischsprachig nicht besonders gut aus.

Hatten die beiden wiedermal einen Disput miteinander, was des öfteren vorkam, so nahm er den Schrupper und begann ganz energisch und wild die unschuldige Küchendecke zu schruppen. Oh, was hatten wir oftmals ab diesem einfachen Gemüt gelacht! Einmal fiel er in den Kübel mit Causticsoda (ein sehr scharfes Putzpulver). Und da er immer in seinen blaukarierten Kochhosen herumlief, blieb von da an die Sitzfläce weiss wie ein Spiegel.

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