Die Geschichte einer gefährlichen Golfreise

Ende Mai 1984 endete eine lange, strapaziöse Golf/Indien-Reise meines Stammschiffs „Suhl“ in Rostock. Besonders auf der Rückreise, von Bombay nach Antwerpen, hatte es erhebliche Probleme mit der Hauptmaschine gegeben, kein Wunder bei der längst überfälligen Werftzeit. Man verschob die Klasseerneuerungsreparatur einfach um eine Reise.

Ich hatte 5 Monate Urlaub hinter mir und sollte in der kommende Werftzeit in Warnemünde wieder voll einsteigen.

Die MS Neubrandenburg.

Die MS Neubrandenburg.

Normalerweise war es üblich, daß in heimatlichen Häfen und Werften Springerbesatzungen Dienst taten und das fahrende Personal seinen wohlverdienten Urlaub antrat oder die vielen angesammelten freien Tage abbummelte.
Dieses mal war es anders. Die technische Inspektion hatte sich gegenüber der Arbeitskräftelenkung durchgesetzt, denn es war vorgesehen in der kommenden Werftzeit eine aufwendige und komplizierte Kraftstoff-Wasseremulsionsanlage im Maschinenraum der „Suhl“ zu installieren. Damit die zu erwartenden Probleme bei der Inbetriebnahme und beim Einsatz anschließend nicht zu groß werden, sollten die Ingenieure der Stammbesatzung den Einbau von Anfang an begleiten.

Mir war diese Entscheidung sehr recht. Ich wohnte damals im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen nur wenige Kilometer vom Werfttor entfernt. Für einen Seemann, der 7 Monate im Jahr unterwegs ist, war diese Werftzeit am Heimatort wie Urlaub, auch wenn täglich gearbeitet wird. Außerdem sparte man dabei kostbare freie Tage.

Am Suez-Kanal.

Am Suez-Kanal.

Bereits im Überseehafen Rostock lief die Vorbereitung des Schiffes auf die Werftzeit an. Teile der Ausrüstung, die in der Werft störten, kamen von Bord, die restlichen Kraft- und Schmierstoffe wurden in eine Minol-Schute gepumpt und die Bunkertanks gereinigt und gasfrei gemacht. 14 Tage später verholte man das Schiff an einen freien Liegeplatz in die Warnow-Werft Warnemünde.

Die letzten drei Jahre war ich im Sommer überhaupt nicht zu Hause gewesen. Neben der Arbeit in der Werft sollte darum noch genug Zeit für die Familie und alle anderen Dinge, die man auf See schmerzlich vermißt, übrig bleiben. Diesen Sommer sollte es endlich einmal klappen, denn die Werftzeit war bis in den September geplant. Eigentlich sollte alles so richtig schön werden.

Aber eben nur eigentlich.

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