Für den Abend hatten wir uns vorgenommen, mit dem Zug nach Rostock zu fahren, um die Innenstadt an zu schauen. Daher saßen wir schon umgezogen beim Abendbrot in der Mannschaftsmesse, als kurzerhand einer von uns, der bereits mit dem Essen fertig war, heraus gerufen wurde. Er bekam Order, an Steuerbord die Tankwache übernehmen, denn dort hatte nämlich ein Tankschiff festgemacht, das Dieselkraftstoff an uns übergeben sollte. Durch den Maschinenassistenten wurde gemeldet, dass für die Übernahme alles bereit wäre und die entsprechenden Ventile geöffnet seien, damit das Tankschiff mit dem Pumpen beginnen könne. Die Pumpen begannen zu arbeiten. Doch urplötzlich gab es einen riesigen Knall – die flexible Tankleitung riss auseinander. Der arme Kerl, der die Wache hielt, stand in einer wahren Dusche aus Diesel und schrie, was seine Lungen her gaben. Es dauerte eine geraume Zeit, bis man auf dem Tankschiff die Havarie bemerkt und die Pumpen abgestellt hatte. Inzwischen war eine größere Menge Diesel durch die Speigatts in das Hafenbecken geflossen. Der durchnässte Kollege wurde sofort zum Duschen geschickt, seine Sachen entsorgte man, denn die waren nicht mehr zu gebrauchen. Die Decksleute mussten umgehend den betroffenen Teil des Decks spülen, was etliche Zeit in Anspruch nahm. Diese Vorgehensweise wäre heutzutage unvorstellbar. Zum Glück wurde ein größeres Schiff mit Schlepperhilfe in den Hafen gebracht, wodurch sich die Dieselbrühe mit dem Wasser vermengen konnte, weshalb am nächsten Morgen nichts mehr zu sehen war. Übrigens, der Geschädigte erhielt seine Bekleidung ersetzt , aber der Maschinen-Assi einen gepfefferten Verweis. Damit war die Sache abgetan.
Zwei Tage später war es dann soweit. In den Ladeluken befand sich bereits ein Teil der Ladung, sie wurden geschlossen. An der Gangway hatte die Hafenpolizei Posten bezogen, dazu hatte man extra ein fahrbares Schilderhäuschen heran gerollt. Jeder Arbeiter einer Fremdfirma musste eine Kontrollkarte bei dem Polizisten abgeben, die ihm später beim Verlassen des Schiffes wieder ausgehändigt wurde. Dann rückte auch schon der Zoll in seinen grauen Uniformen an, und das Schiff wurde mehrere Stunden „gefilzt“. Von der Stammbesatzung wurde das mit Gleichgültigkeit betrachtet, aber für die Neuen war das wohl ungewohnt und wurde deshalb neugierig von uns verfolgt. Inzwischen lagen zwei Schlepper im Hafenbecken, die allerdings einen gewissen Abstand zur „Dresden“ hielten. Als der Zoll endlich seine Arbeit beendet hatte, verließ diese Truppe das Schiff.