Eine Reise in den Krieg

Im Hafen.

Im Hafen.

Viele Abende wiederholte sich das „Schauspiel“ am Himmel. Luftkrieg! Nur wenige Informationen erhielten wir, doch wussten wir nun, dass der Anlass der Streitigkeiten, die  immer wieder eskalierten, in Kaschmir lag. Nach einer sehr unruhigen Woche wurden die Ladeluken unseres Schiffes aufgefahren und viele Schauerleute begannen mit dem Entladen der Waren. Dabei wurden auch Teile des Stückgutes entladen, die ursprünglich für Indien bestimmt waren. Die pakistanische Begründung lautete, dass es sich um Kriegsmaterial handeln könnte. Diese Maschinen und Eisenträger sollten Kriegsmaterial sein? Glücklicher Weise wurden die Kriegshandlungen über Karatschi eingestellt und nachts war es auch endlich ruhig geworden. Doch die Stille war gespenstig. Wir verzichteten freiwillig auf weitere Landgänge. Wer lässt sich schon gerne bespucken?

Die verbleibende restliche Freizeit verbrachten wir mit Erzählen, Warten und gelegentlichem Konsum von Alkohol. Viele Getränke hatten wir nicht, denn der Zoll hatte den Transit- und Getränkebestand versiegelt. Nach ca. 4 Wochen durften wir nur unter der Bedingung auslaufen, dass wir nicht nach Indien fahren. Wir sollten in Richtung Rotes Meer aufbrechen. Unser Kapitän stimmte dieser Auflage zu und endlich ging es wieder auf „große Fahrt“ los.

Zwei oder drei Tage fuhren wir wirklich westwärts, doch dann machten wir kehrt und die „Karli“ nahm Kurs auf Indien. Einer eventuellen Gefahr bewusst, freute ich mich trotzdem auf Bombay oder Kalkutta. Das geheimnisvolle und mystische Indien beeindruckte mich stark.

Ein Blick nach oben.

Ein Blick nach oben.

Einige Wochen später lief unser Schiff wieder aus, um nach Europa zu fahren. Ein Jahr später war das Ziel der „Karl – Marx – Stadt“ wieder Karatschi. Statt der sonst üblichen Lotsen, betraten (wieder) Polizei und Militär das Deck und nahmen unseren Kapitän in Verwahrsam. Der Grund war, dass er sich ein Jahr zuvor nicht entschied, sofort nach Europa zu fahren, sondern wider der Auflage nach Indien.

Nach langem Verbleib auf Reed ging es dann doch in den Hafen. Der Kapitän kam frei, durch wessen Hilfe, haben wir nie erfahren.

Auch weiterhin bleib die „Karli“ mein Schiff, bis ich nach dem Dienst bei der NVA als Storekeeper auf der „Heinz Kapelle“ anheuerte.

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Eine Antwort zu Eine Reise in den Krieg

  1. Joachim Klessinger sagt:

    Habe mich gern daran erinnert. Fast die gleichen Erlebnisse und Häfen und auch Schiffe. Unser Flottenbereich war ja für die langen Fahrten bekannt. War 69 das erste Mal in Karatschi . Habe aber keine negativen Erlebnisse in Erinnerung. Nur das die Fischer uns komplette getrocknete Sägenfische verkaufen wollten. Den Sägenfischzahn habe ich immer noch.

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