Hansesail 2007

Am Abend

Am Abend

Plötzlich deutete sich ein Problem an: In der Dämmerung kam langsam, aber stetig ein Segler der „Stettin“ ausgerechnet an der engsten Stelle der festgelegten Fahrrinne, Steuerbord, gefährlich nahe. Er dürfte sich vermutlich versteuert haben. Ein Zusammenstoß schien absehbar. Umsichtig  beorderte der Kapitän per Durchsage alle Passagiere des unteren Decks, dies umgehend aus Sicherheitsgründen zu verlassen. Der Hochseeschlepper, welcher hinter uns fuhr, erkannte die drohende Gefahr, beschleunigte kurz und setzte sich eiligst unmittelbar vor die „Stettin“. Alles war gut gegangen und die schleichende Aufregung bei den „Ersatzseeleuten “ an Bord legte sich allmählich wieder. Dank der Hilfe des Schleppers erreichte „Tante Stetti“ unversehrt ihren Liegeplatz. Inzwischen war es dunkel geworden und wir konnten das Abschlussfeuerwerk vom Schiff aus beobachten. Über den Sinn bzw. Unsinn von Feuerwerken kann man ja denken, wie man will angesichts knapper Kassen der Kommunen, aber dieses war wie in den vergangenen Jahren ein sehr schönes Feuerwerk, was einfach zur Hanse Sail dazu gehört. Das anschließende Heulen der Schiffssirenen verursachte nicht nur bei mir eine Gänsehaut und das Gefühl, an etwas ganz Besonderem teilgenommen zu haben. Eigentlich nur noch das gemeinsame Kirchglockenläuten zum krönenden Abschluss.

Später am Abend.

Später am Abend.

Zu diesen positiven Eindrücken gesellte sich ein unangenehmer Kontrast, als wir von Bord gingen, um zum Auto zu gelangen. Die Menschenmassen standen wie eine Mauer, teilweise war ein Durchkommen unmöglich, keiner wollte Platz machen. Betrunkene pöbelten die Leute an, Bierflaschen, Plastegeschirr und Essensreste säumten den Weg, dröhnende Musik rundum. Letztes ist eine Frage der verschiedenen Geschmäcker, das Vorletzte resultiert aus der mangelnden Versorgung der Meile mit Containern und Papierkörben durch die Hansestadt Rostock. Künftig sollten doch endlich die Stadtväter von den Veranstaltern in die Pflicht genommen werden, um die Qualität der Sail zu erhöhen.

Huch.

Huch.

Bei allem Für und Wider kann ich sagen: Die Hanse Sail ist und bleibt ein Muss für mich. Den Sonnabend mit großem Feuerwerk sollte man einplanen, eine Mitfahrgelegenheit mit einem Segler muss man einfach buchen, um das maritime Feeling auszukosten. Ansonsten wird die Sail (nur) vermarktet. Jeder will an diesen Tagen viel verdienen, das große Geschäft lockt, es sei Händlern und Schaustellern gegönnt, der Besucher zahlt. Dieser sollte sich aber vorab informieren, was er erleben und sehen will, sich dann sein eigenes Urteil bilden. Allerdings: Schiffe in dieser Anzahl, Größe und überwältigenden Schönheit bekommt man nur einmal im Jahr zu sehen, daher kann man auch die vielen Menschansammlungen ertragen lernen, ohne die die Hanse Sail  nicht die Hanse Sail wäre.

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