Meine Erinnerungen an Rostock

Doch die Zeit bleibt auch auf einem Schiff nicht stehen und vergeht. Wir gelangen in den nördlichen Teil des Ärmelkanals der die Britische Insel von Kontinental-Europa trennt, dann in die sehr stark befahrene Deutsche Bucht und biegen dann sachte sachte gegen die Elbemündung ein. Der Verkehr ist wahrhaft sehr intensiev und beeindruckend. Nun fahren wir die Elbe hinauf und Richtung Hamburg und dann links in den Nord- Ostsee Kanal auch Kielkanal gemammt ein. Bei Brunsbüttelkoog geht’s dann hinein in den eigentlichen Kanal. Die Durchfahrt soll ca. sechs bis sieben Stunden dauern. Hier gelangt man von der Nordsee in die Ostsee. Und um nicht um ganz Dänemark herumfahren zu müssen, benützt man eben diese Abkürzung, den Kielkanal. Ohne Kanal müssten wir in den Skagerak, dann durch den Kattegat fahren. Doch nun gleiten wir ruhig und sanft durch Wiesen und Weiden und hin und wieder sieht man habliche Häuser und schmucke Bauernhöfe. Schön zu sehen; ruhig weidende und wohlgenährte schwarzweissgefleckte Holsteiner Kühe. Links Weiden, rechts Weiden, einfach ein herrliches und heimeliges Bild. Mir hat zwar das fehlende Grün auf hoher See nie eigentlich gemangelt. Doch, wird man damit so plötzlich konfrontiert, dann ist es einfach schön.

Vorbei an Büdelsdorf die einzig grössere Ortschaft die man vom Schiff aus sehen kann.

Nun, das muss ich noch schreiben; immer habe ich natürlich auch nicht Zeit gehabt auf Deck zu stehen und die liebliche Landschaft zu betrachten. Wie jeder andere auch an Bord, hatte auch ich meine Pflichten zu erfüllen.

Bei der Kielerförde istdann die Ostsee erreicht und wir schwimmen in die Kielerbucht hinaus wieder in’s offene Meer. Wir fahren um das Fehmarnbelt. das wie eine Insel aussieht herum und in die Mecklenburgerbucht hinein. Warnemünde kommt im Frühmorgennebel in Sicht. Langsam und sachte sachte fährt unser 18’000 BRT Schiff die Warnowmündung hoch und bald wird auch Rostock Hafen in Sicht kommen. Da wären wir also wieder einmal an einem Ende einer grossen Reise angelangt.

Meine Eindrücke von Rostock

Ich bitte, die geneigte Leserin, den geneigten Leser um höfliche Kenntinsnahme , dass ich diese Geschichte niedergeschrieben habe ohne die Absicht, irgend jemanden aus der früheren DDR noch aus der heutigen Bundesrepublik auf irgeneine Art zu nahe zu treten oder gar beleidigen zu wollen. Damals, als sich diese Erzählung zugetragen hatte, befanden sich Ost und West noch im tiefsten Zwiespalt und im kalten Krieg. Für einen „Westler“ war diese Situation zumindes fremd und ungewohnt und wir waren ja auch sehr stark westlich beeinflusst und beurteilten manchmal sehr zu Unrecht die Lage nicht den Umständen entsprechend objektiv und richtig. Eben zwei Ideologien von der jeder meint, die seine sei die absolut richtige.

Und nun kann es weiter gehen! Wir wurden schon eine ganze Weile von der DDR Küstenwache begleitet. Die hatten uns schon weit draussen gleich beim Eintritt in ihre Hoheitsgewässer abgeholt und eskortierten uns nun in den Hafen. Kaum haben wir am Quai angelgt,stürmten schon die Polizisten schneidig und zielbewusst an Bord. Wir wurden allesamt in der Mannschaftsmesse ver-sammelt. Die Pässe mussten den Behörden übergeben werden mitsammt allen Papieren die die Mannschaft betrafen. Derweil durchsuchten sie unsere Kabinen, sämtliche Räume auf dem Schiff, während dem wir alle in der Mannschaftsmesse versammelt waren. Ein Glück für uns, dass wir nur „französisch“ verstanden und sie desshalb etwelche Verständigungsschwiegkeit hatten. Schliesslich dauerte mir die Warterei zu lange, streckte die Hand in die Luftund fragte in bestem Deutsch, ob ich nun wieder zurück in die Küche zu meinen Kochtöpfen dürfe? Wieso denn,fragte einer? Nun, ich war am kochen als ihr mich aus der Küche und von der Arbeit wegholten. Und ich kann ja schliesslich das Zeugs nicht anbrennen oder verkochen lassen. Sie liessen mich gehen. Auch die Küche und alle Vorratsräume wurden von den Männern genaustens durchsucht und wollten alles sehr genau wissen.

Es kam aber täglich vor, das sog. Rollkommandos das Schiff ohne Anmeldung durchsuchten und durchstreift-en. Irgendwie kam uns das schon ein bisschen unheimlich vor. Immer diese strengen, finster drein-blickenden, uniformierten Beamten die zu jeder möglichen und unmöglichen Zeit das Schiff durchsuchten, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Auch unten am Schiff am Fusse der Gangway standen Wachen und VP’s (Volksspolizei). Jeder der auf das Schiff wollte, ganz gleich wer, wurde auf’s strengste und genaueste unter- und durchsucht, mit vielen Fragen bombardiert und ausgefragt. Auch wer an an Land ging,musste sich auf’s genaueste ausweisen und sich kontollieren lassen. Wollten wir in Aussgang, ging das nur Gesamthaft oder zumindest in Gruppen. Draussen erwartete uns ein Bus der uns dann gemeinsam in den Seemannsklub chauffierte. Auch zurück ging’s immer nur gemeinsamm. Den Klub zu verlassen war nicht erlaubt. Doch, wofür sind die Fenster da?

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