Meine Erinnerungen an Rostock

Also, nun schippern wir, vorerst noch gemütlich auf dem südlichen Atlantik in Richtung Europa zu. Die Reise soll etwa vier Wochen dauern – eine lange Zeit. Da kann man sich so schön richtig und gut auf den nächsten Hafen vorbereiten. Das heisst, eine Vorbereitung braucht’s eigentlich nicht dazu. Aber wir sind während Wochen nur unter uns selbst und es ist ganz normal, dass sich so Spannungen unter den Leuten an Bord entwickeln. Anfangs nur leise und fast unbemerkt. Doch gegen ds Ende einer Reise hin wächst die Spannung und nimmt zu. Im Hafen oder schon vorher löst sich diese Spannung aber wieder im Hinblick auf den kommenden und hoffentlich schönen Landgang. Besonders wenn ein uns noch unbekannter Hafen wie Rostock angelaufen wird. Da gibt’s dann sicher eine ganze Menge neues zu sehen, zu erleben, zu erkunden. Doch vorerst müssen wir also hinüber auf die andere Seite des schönen Atlantiks.

Bis hin zum Äquator ist es ruhig und wir können ungestört unsere Arbeit verrichten. Noch habe ich meine Funktion auf diesem Schiff nicht erklärt:

DDR.

DDR.

Also, ich fahre als erster Koch und bekoche zusammen mit dem Bäcker, dem Metzger – den macht der Chiefsteward im „Nebenamt“ und einen Messboy der kleiner Handreichungen für die Küche macht,den Abwasch, die Messe und auch die Vorratsräume besorgt. Und wir bereiten dreimal am Tag die Mahlzeiten für 38 Personen zu. Möglichst gut und reichlich -so wird das vom Stewardteam erwartet, denn Essen ist eine der wenigen Abwechslungen auf so einem Schiff. Ist der Koch gut, ist meist auch die Moral der Besatzung gut. Und wenn der Bäcker auch noch hin und wieder ein feines Dessert auftischt, dann ist die Zufriedenheit der Mannschaft komplett. Und dann gibt’s auch mal Freibier und ein Lob vom Kapitän und dem Chefmaschinisten, dem ersten und dem Deckoffizier.

Den Äquator haben wir überquert. Eine Taufe fand nicht statt, denn diejenigen die auf diesem Schiff sind, sind schon alle nach Neptun’s Regeln ordnungsgemäss getauft.worden.

Doch bald schon ging die Schauklerei los. Und warum rollt (schaukeln) unser Schiff so? Nur darum, weil es eine Spezialkonstruktion ist, die die flachen Kanäle befahren kann. Das wirkt sich dann bei der starken Dünung ziemlich unangenehm aus. Alles rollt von einer Seite auf die andere. Oft hebt sich die Schiffsschraube aus dem Wasser und dreht leer in der Luft. Das erschüttert dann das ganze Schiff auf das unangenehmste. Nichts bleibt auf und an seimem Platz. Alles muss festgebunden und festgezurrt werden. Eine umgekippte Whiskyflasche kann für erhebliche Unruhe in einer Kabine sorgen. Ein Neuling kam einmal aufgeregt in die Küche um mir mitzuteilen, in seiner Kabine gehe es nicht ganz geheuer zu. Da rumpelt etwas in regelmässigen Abständen unter seiner Koje (Bett) und er könne so seine Ruhe nicht finden. Gemeinsam mit dem Bäcker und dem zweiten Steward gingen wir dieser mysteriösen Sache nach und auf den Grund. Also,tatsächlich; es rumpelte und bei jeder Gegenbewegung rumpelte es wieder und jedes Mal erklang ein leiser Aufschlag. Unter der Koje (Bett) sind zwei Schubladen eingelassen um die Kleider zu versorgen. Zieht man dieselben ganz raus, ist dahinter und darunter ein grosser Leerraum. Und in diesem Leerraum rollte oh wie schön, eine volle Flasche Whisky hin und her, und verursachte dabei dieses rollende Geräusch wie eben eine Flasche macht wenn sie hin und her rollt und jedes Mal an das Ende des Hohlraumes schlägt.

Ich angelte zufrieden diese Flasche hervor und wenn schon denn schon, ein Schluck haben wir uns doch nun verdient, nicht wahr? Dabei kam dann das „warum“ die Flasche da unterem Bett versorgt wurde zur Sprache. Nun, die wollte der Junge vor dem Zoll verstecken und vergass sie dann hinterher. Das wäre mir und jedem nur etwas erfahrenen Seemann nicht passiert. Auf gar keinen Fall! Wie kann man nur eine volle Pulle feinsten Whisky unterm Bett vergessen? Das gibt’s doch nicht,oder?

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