Als „neuer“ Seemann an Board

Nach der Ausbildung auf der Volkswerft Stralsund wurde ich von der Seereederei Rostock (DSR) übernommen. Als Motorenhelfer sollte ich meine erste Reise nach Fern-Ost antreten. Ich war stolz, endlich nach zwei Jahren Lehre als Maschinenbauer ein Schiff unter meinen Füßen zu haben.

Mit ein wenig Glück kam ich auch um die Einberufung zur Volksmarine, denn ich war für die Volksmarine seeuntauglich.

Nun war es soweit. Ich sollte die Welt sehen und den „Westen“ kennen lernen. Ich konnte mir Westklamotten kaufen, Westzigaretten qualmen und wer weiß, was mir damals noch so durch den Kopf ging. Das Seefahrtsbuch hatte ich und außerdem war ich seetauglich. Was wollte ich mehr? Mein erstes Reiseziel hieß jetzt Indien und mein Schiff Karl-Marx-Stadt.  Mit gepacktem Seesack marschierte ich am 17.07.1965 auf der Pier zu „meinem“ Schiff, was am Überseehafen Rostock lag.

Meine Kammer sollte ich mit einem „alten Seemann“ teilen. Herr Stockmann hatte schon mehrere Reisen hinter sich, was ich später auch zu spüren bekam. Jedenfalls war ich jetzt ein richtiger Seemann. Hätten mich meine Eltern jetzt sehen können, meine Kumpels in Wittenberg oder meine mir bekannten Mädchen zu Hause. Ich war stolz auf mich selbst.

Ich fahre zur See, war Seemann, war ein harter Kerl.

In jungen Jahren.

In jungen Jahren.

Was aber Seefahrt wirklich sein sollte, wie es einem Seemann ergehen kann, dies habe ich später schnell erfahren und erleben müssen. Das Schiff sollte nun auslaufen. Ziel: Hamburg! Ich war zugeteilt von 00:00 Uhr bis 04.00 Uhr (und 12.00 Uhr bis 16.00 Uhr). Man sagte früher auch  Hundswache dazu. Hamburg war damals ein Traum für mich. Endlich konnte ich die vielgelobte Weltstadt sehen. Die Reeperbahn und noch viele andere Dinge erleben. Als 18 jähriger, junger Mann konnte ich den „Westen“ kennen lernen. Ein Unding für die meisten meiner Freunde und Bekannten.

Ein glückliches Gefühl.

Aber bis Hamburg mussten wir erst einmal durch den Skagerrak, um in die Nordsee zu gelangen. Eine Durchfahrt durch den Nord-Ostsee-Kanal war nicht vorgesehen. Mir war es egal, ich war ja jetzt Seemann. Enttäuscht war ich nur, dass ich zwar das Auslaufen in Rostock erleben konnte, aber ich bald meine erste Wache antreten musste. Sehr schnell spürte ich, dass unser Schiff anfing zu schaukeln. Ich hatte ein eigenartiges Gefühl im Magen. Mir wurde es saumiserabel, mir wurde schlecht.

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