Magnetkompasses und Äquatorüberquerung

Der Tag der äquatorialen Querung kam und es begannen doch tatsächlich die Probleme. Neu für uns war bis zu diesem Zeitpunkt, dass auch der Magnetkompass hier in Mitleidenschaft geraten war. Dies wurde als richtig durch den Chiefmate Staudte erkannt. Dieser kam mit einem hoch technisiertem Messgerät und überzeugte den Funker, Pitt Krügel, von der Wichtigkeit der Überprüfung der elektromagnetischen Ströme des Magnetkompasses. Unser Funker war gern bereit den Funkassi zu verleihen, nur könne dies im Prinzip auch eine anderer versierter Kollege tun, denn der Assi ist ja ziemlich hoch qualifiziert. Jedenfalls trat unser angehender Funker an, man lernt ja nie aus und der Kompass ist nun einmal auch für ihn Neuland.

Zur Messung der elektromagnetischen Ströme wurde der Funkassi mit dem Messgerät vertraut gemacht. Es setzte sich aus folgenden Elementen zusammen:

Mein Ausweis.

Mein Ausweis.

Die Kopfhörer vom Funkpeiler, gekoppelt an ein Gasprüfgerät der Firma Dräger (Lübeck). Zur Stromversorgung diente eine Umhängetasche mit Batterien, die über ein Kabel mit dem Gasprüfer verbunden wurden. Auf dem Peildeck legte der Chiefmate einen Zollstock steuerbordseitig vom Kompass an. Den Balg ständig drückend wurde unser Messgerät über den Zollstock bewegt, immer wenn es knackte im Kopfhörer musste der Funkassi den Abstand vom Kompass angeben. Der Bootsmann verglich dann anhand einer Kladde die Werte mit den vorangegangenen. Die Werte steuerbord- und backbordseitig waren nach Einschätzung des Chiefmate’s noch zu akzeptieren. Der Chiefmate war allerdings nur vertretungsweise an Bord und regte sich sehr darüber auf, dass diese Kontrollmessungen in der Vergangenheit sehr leger gehandhabt wurden. Unser Prüfer schätzte auch ein, dass dies eigentlich sehr fahrlässig ist. Das Prüferteam begab sich nunmehr vom Peildeck auf die Back. Erfahrungsgemäß ist hier die Messstrecke etwas länger, daher wurde noch ein zweiter Zollstock zwischen Vorsteven und Ankerspill angelegt. Eigentlich war dies umsonst, denn auch hier stimmten die Werte mit den letzten Eintragungen, so der Bootsmann, überein. Sehr zufrieden mit der Messreihe begaben sich alle zum letzten Messpunkt, Mittschiffsklüse am Heck. Ausgerechnet diese Werte waren durch Schweißarbeiten während der Wertfliegezeit in Göteborg vollkommen aus dem Ruder gelaufen. Aber ein Seemann weiß sich zu helfen und man hilft sich ja untereinander. Der Storekeeper brachte schnell seinen größten Moker, so ca. 15 kg schwer – der stammte noch von dem vorigen Reeder – der Kabelede Rommel brachte schnell einen Tampen und eine Messlatte. Unser Funkassi wurde nun beauftragt kräftig auf den Backbord-Doppelpoller zu schlagen, um die „elektromagnetischen Ströme des Magnetkompasses“ im Heckbereich des MS „G. Weerth“ wieder in die richtige Richtung zu bringen. Es wurde kräftig gerichtet und intensiv gemessen. Unser „Funkrichter“ kam ins Schwitzen und wurde erst durch den Obersteward Pfitzner erlöst, als dieser für die Bordchronik Bilder schoss.

Da unser Funkassi aber auch einen Spaß vertragen konnte und nicht nachtragend war, spendierte er für diesen gelungenen Spaß eine Kiste Bier und einmal WBS – und wir, wir hatten wieder Gesprächsstoff für vergangene und vor allem gelungen Späße.

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