1979 – mit der „G. Weerth“ waren wir unterwegs, ich glaube es war auslaufend aus der Werft in Göteborg nach Buenos Aires. Auf alle Fälle war der Bestimmungshafen B’ Aires. Während alle Besatzungsmitglieder alte Hasen waren, gab es eine Ausnahme, den Funkassi.
Diesen kannte ich aus meiner alten Heimatstadt Halle /S. Während einer Familienfeier hatte ich selbigen kennengelernt und soviel von der Seefahrt vorgeschwärmt, dass er auch Fernweh und nach anstrengenden Familiendiskussionen eine Freigabe von seiner Frau bekam. Von der Ausbildung her war er Dipl. Ing. für Hochfrequenztechnik oder so ähnlich, also bewarb er sich bei der Seefahrt als Funker. Nach Absolvierung eines Schnellbesohlerkurses an der Seefahrtsschule kam er dann zum Praktikum zu uns auf die „Weerth“ an Bord.
Wir waren, wie schon gesagt unterwegs nach Argentinien und befanden uns zum Zeitpunkt, als die Geschichte begann auf der Höhe Marokko. In einer fröhlichen Runde ließen wir, das waren der Bootsmann Rainer Ratz ( der Name ist mir gerade entfallen), der 2. Ing. Hartmut Schlegel und ich und natürlich der bewusste Funkassi, den Abend angehen. Auf Backbord kam uns ein etwas größeres, sehr tiefgehendes Schiff mit guter Schornsteinbeleuchtung entgegen. Man konnte gut erkennen, dass es sich hierbei um die Schornsteinmarke BP handelte. Ohne uns abgesprochen zu haben, bekamen wir schlagartig alle trockene Lippen beim Anblick des Schiffes. Entsprechende Bemerkungen weckten natürlich bei unserem Funkereleven die Neugier um was für ein Schiff es sich denn handelt, weil wir alle unwahrscheinlich gern darauf fahren würden. Natürlich setzten wir ihn darüber in Kenntnis, das es sich um einen Tanker handele, allerdings mit einer ganz speziellen und sehr kostbaren Ladung – Bayrisch Pils, daher BP. Unser Funk-Assi war beeindruckt, was doch alles so um die Welt verschifft wird. Weitere Erläuterungen hinsichtlich der Ladung betrafen dann die allgemein bekannten 10.000 er Ballen mit Moskitofellen, FroVo-Leder und Elefantenv … häute. Er fand diesen Crashkurs in Ladungskunde sehr beeindruckend.
Die ganze recht zotenhafte Unterhaltung bekam natürlich irgendwann, als uns keine weiteren Spezialladungen mehr einfielen, wieder eine, dem täglich Dienstgeschehen entsprechende Wendung. in wenigen Tagen stand die Überquerung des Äquators bevor und erfahrungsgemäß begannen dann ja alle technischen Systeme verrückt zu spielen. Die Strudel in den Tagestanks bzw. Brennstoffvorratstanks, im Trinkwasserbereich spielen verrückt, da ja nach Gesetzen der Physik (die Erde ist ja dann faktisch auf dem Kopf stehend – das Wetter ist ja dem nordischen Wetter entgegengesetzt) alle Vorgänge in einer entgegengesetzten Richtung ablaufen. Somit haben der Waching. und seine Wachassi den ganzen Tag voll zu tun, wenn sie eine störungsfreie Wache haben wollen. Alle Regler müssen neue justiert werden, die Pumpen müssen wegen der Strudel überwacht werden, damit wegen der Strudel keine Luft mitgesaugt wird. Es ist jedenfalls immer eine mächtiger Aufwand erforderlich, wenn so eine Schiff über den Strich geht. Unser Freund betrachtete dies allerdings mehr von der theoretischen Seite: „Da fliegen die durchs Weltall, landen auf dem Mond – nur auf der kleinen Scheißerde finden sie keine Lösung für solche Dinge!“
Wir mussten alle mächtig an uns halten, sonst hätten wir ihn vom wahren Glauben abgebracht.