Meine Erinnerungen an Rostock

Wir kamen mit einer Ladung Eisenerz aus Rio de Janeiro nach Rostock – oder war es Kohle aus New Port new’s an der Ostküste der USA? Oder war es Mais aus New Orleans ? Ich weiss es nicht mehr so genau. Ist ja auch schon recht lange her. In den eben angebrochenen 60er Jahren. Und nun, im Jahre 2003 schreibe ich meine Erinnerungen an die schöne und gemütliche Seefahrtszeit nieder und freue mich natürlich, wenn sich der liebe Leser so etwas die gute Zeit vertreiben kann.

Auf jeden Fall, als wir hörten es gehe nach Rostock mussten wir uns erst einmal beim ersten Officer informieren wo diese Rostock liegt. An der Ostsee? Gut, noch nie dort gewesen. Was,durch den Kielkanal fahren wir? Das ist ja ganz super. Mit Kanalfahren kommen wir nicht zu kurz. Haben wir doch soeben die grossen Seen mit all ihrer Verbindungskanäle befahren. Kanäle und Schleusen, so gross, dass sie auch unser 18’000 BRT grosses Bulkcarrier Schiff aufnehmen können.

Rostock

Rostock

So also überquerten wir wieder und einmal mehr den schönen und wilden Nordatlantik. Auf das unliebsame rollen und stampfen wärend der Überfahrt haben wir uns ja schon längst gewohnt. Wir sind ja alles alte Seebären mit sehr standhaften Seemannsbeinen. Falls wir Mais geladen haben, sind wir also aus New Orleans ausgelaufen und durqueren erst einmal den weiten Golf von Mexiko. Haben wir hingegen in New Port New’s Kohle geladen, dann geht’s direkt raus in den rauhen Atlantik. Sind wir hingegen inRio gestartet, dann haben wir eine ziemlich ruhige Reise bis an den Äquator und darüber und mit etwas lück auch für den Rest der Reise. Also, nehmen wir an,wir sind von Rio de Janeiro, Brasilien ausgelaufen. Unser Schiff, eben ein Bulkcarrier, 180 Meter lang, 18’000 BRT und 38 Mann Besatzung. Dieser Schiffstyp hat die Aufbauten achtern, also hinten. Nach vorne ist das Deck unverbaut, sieht man einmal von den vielen Entlüftungsrohren ab. diese wiederum dienen der Lüftung und Entlüftung der Ladung. Es kommt nähmlich sehr drauf an, was da tief unten in den Ladelucken für Ladung liegt! Haben wir Kohle geladen, dann entwickeln sich gefährliche und hochexplosive Gase. Besteht die Ladung aus Eisenerz, dann gast es zwar nicht,doch der Schwerpunkt liegt sehr tief was sich dann in sehr viel stärkerem Rollen des Schiffes auswirkt.

Das worauf dieser Reise der Fall. Wir haben lange auf eine Eisenerzladung warten müssen wegen eines Bergarbeiterstreiks. So lagen wir insgesamt sechs Wochen am Pickel (vor Anker) ind der wunderschönen Bucht mit Sicht auf Corcovadeo und die Canabière und den berühmten Zuckerhut bevor wir endlich unsere Ladung Erz erhielten. Doch, nur nebenbei: Es war eine wunderschöne Zeit in Rio.

Haben wir aber Weizen, Mais oder anderes Getreide geladen – immer Schüttgut natürlich, dann bewegt sich die Ladung im Rhythmus des Schiffes. Zuviel darf es aber nicht, denn wenn das Schiff sich nicht mehr aufrichten kann, ja dann wird es sehr kritisch und gefährlich. Ich habe Kaffeschiffe in der Bucht von Rio gesehen,die kamen von zwei Begleitschiffen gestützt in den Hafen von Rio de Janeiro einglaufen. Kein sehr schöner Anblick. Anfangs der sechziger Jahren wurde viel zu viel Kaffee produziert. Und um die Preise für den Rohkaffee zu stützen wurden ganze Schiffsladungen einfach in den Atlantik hinaus gefahren und in’s Meer gekippt.

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