Geschichten die das Leben schreiben!

Beladen.

Beladen.

Nehmen wir einmal an, das Schiff hieß „F. Fredericke“ und wir waren unterwegs nach Puerto Bolivar in Ecuador. Die Überfahrt von Rostock via die Azoren waren bei Bombenwetter, d.h. bei schönstem Sonnenschein und Titten glatter See, so der einschlägige Seemannsjargon, gelaufen. Das Schiff war vorgekühlt und durch den Ablader abgenommen, die Ladung von Bananen konnte losgehen. Unsere Lords tobten an Land, mit dem Taxi nach Marchala und abends ins Alican oder ins Charlotta, natürlich nur zur Entspannung und zum „Smalltalk“ mit den Mädels, schon das war ja eigentlich wegen Kontaktaufnahme verboten.

Anderentags, die Besatzung war aufgrund der Erholung, wenn auch kurzen Nacht gutgelaunt und entspannt, kam der Ablader an Bord und befragte den Kapitän hinsichtlich einer Zuladung Kleintiere für einen ostdeutschen Zoo. Begleitperson des Abladers war ein freilaufender, wahrscheinlich gut erzogener Schimpanse, denn dieser durfte sich frei an Deck bewegen. Unser damaliger Kapitän, derzeit nur als Vertreter für den Stamm – Alten, durfte sich auch frei an Deck bewegen, allerdings lief er immer mit gerümpfter Nase herum, als hätte man ihm etwas zuleide getan. Dabei ist ja bekannt, dass Seeleute keiner Fliege, keinen Kindern im Ausland und hübschen Mädels etwas antun können, geschweige denn abschlagen.

Harte Arbeit.

Harte Arbeit.

Jedenfalls unser griesgrämiger Kapitän betrat das Bootsdeck, schaute zu den Gegebenheiten über das Hauptdeck, begrüßte die etwas abseits stehenden Mädels der Besatzung, Stewardessen, Köchin und Bäckerin, und betrat das Hauptdeck. Unser Schimpanse, wie gesagt wohlerzogen, muss noch niemals einen Kapitän gesehen haben. Auf alle Fälle nahm er an es sei einer, denn unserer hatte als Kapitänswürde zu seine Reederei-Boxershorts und seinem Kakihemd noch seine gelbgoldenen Pommes frites auf den Schulterstücken und trug ein rotes Basecape mit Kapitänseichenlaub auf dem Kopf. Jedenfalls als höflicher Affe sprang er vom Luke 3 auf das Hauptdeck und stürzte auf den Master zu. Er streckte ihm die Hand entgegen, aber wahrscheinlich hatte der Schimpanse einen Sehfehler, denn er verfehlte die Kapitänshand und griff in die etwas sehr weiten kurzen Hosenbeine der Kapitänshose. Was er wirklich gegriffen hatte lässt sich im Nachhinein nur erahnen, denn unser Schiffsführer verließ nach einem etwas lauteren Schrei fluchtartig das Deck. Unhöflich war nur das schamlose Gelächter der holden, zuschauenden.

Namen und vor allem das Schiff werden nicht genannt bzw. geändert, nur der Hafen und die Begebenheit ist tatsächlich geschehen.

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