In Tutikorin, einer Hafenstadt an der Südspitze von Indien , wohnen viele nette, einfache Menschen, mit denen wir des öfteren unseren Spaß hatten. Einige Episoden will ich Euch nun erzählen. Mit der MS Aken machten wir des öfteren in diesem Hafen fest. Das Schiff pendelte zwischen Colombo und Tutikorin mit Containern. Eine etwas eintönige Reise über Monate , aber immer gab es was zu lachen und etwas Neues zu entdecken.
Die Hafenarbeiter in Tuti waren stets die Selben und wir begrüßten uns schon wie alte Kumpels. Zu unserer Gang an Bord gehörten auch einige Knaben, die die Arbeiter mit Wasser und sonstigen Dingen versorgten. Zwei von ihnen sind mir dabei besonders aufgefallen. Ihre Namen konnte ich weder verstehen, geschweige denn aussprechen also taufte ich sie einfach Erd und Nuckel. Welcher von Beiden nun wer war, das war so ziemlich egal, da die beiden immer nur zu zweit auftauchten. Ich rief einfach Erdnuckel und schon kamen sie angeflitzt um auch mir zu dienen. Sie waren fleißig und neugierig, schauten mir öfter bei einigen Arbeiten über die Schulter und versuchten es mir nachzumachen.
Nach einigen Monaten konnten die Beiden einige Seemannsknoten so wie Draht und Tauwerk spleißen, was ihnen als zukünftige Hafenarbeiter bestimmt irgendwann von Nutzen sein sollte.
Eines Morgens schauten Erd und Nuckel durch das Fenster der Mannschaftsmesse uns beim Frühstück zu. Ihre Augen leuchteten als sie mich sahen und sie machten mir Zeichen das auch sie noch Hunger hatten. Ich meinte es gut und schmierte ihnen einige Stullen mit bordeigener Leberwurst.
Mit so einem Geschmadder konnte allerdings kein indischer Junge etwas anfangen, zumal sie auch kein Schweinefleisch aßen. Erd und Nuckel knabberten verlegen die Kruste vom Brot ab und warfen den Rest unbemerkt ins Wasser. Am Nachmittag gab ich ihnen dann etwas Zuckerkuchen, der noch übrig war, den sie dann auch bis auf den letzten Krümel verputzten. Als wir das letzte mal vor unserer Heimreise den Hafen anliefen, bekamen Beide von mir ein Turnhemd mit Hose aus unserem Sportraum an Bord , für ihre hervorragenden Dienste. Die Reederei möge mir verzeihen , aber der Dampfer wurde sowieso wenig spähter verkauft, so das sie diesen Verlust wohl verkraften konnte.